Freitag, Januar 14, 2005

Zurück aus Tunesien

Sidi Bou

Nach zweijähriger Abstinenz war ich endlich wieder zu Hause in Tunesien. Es waren frühlingshafte kompakte 6 Tage, mit positiven und eher negativen Eindrücken, was ja normal ist. Manches hat sich geändert, aber vieles ist immer noch so wie ich es schon immer kannte. Bemerkenswert ist, dass es kaum noch Ampeln gibt: überall wurden die Kreuzungen in Kreisverkeren umgebaut, was nicht immer den erwünschten Effekt bringt, man kann jedenfalls sagen, dass die Tunesier dadurch keine besseren Autofahrer geworden sind ;-) Die Bremsvorrichtungen (ralentisseurs), die mal aufgestellt wurden sind fast alle weg, nur die Warnschilder sind noch da, was zur Verwirrung führt. Sobald man vom Flugzeug aussteigt, ist der unangenehme Geruch der Abgase sofort zu riechen (oder andere unangenehme Gerüche), und den wird man fast nirgendwo los, aber man gewöhnt sich daran. Das Wetter war fast durchgehend herrlich frühlingshaft, und die Sonne war fast immer da. Anders als in Deutschland blendet die Wintersonne in Tunesien. Wunderschön wie immer war der Ausflug nach Sidi Bou Said, wo ich wieder mal die Aussicht von der Caféterrasse des Sidi Chabaane genossen habe. Ein Franzose meinte: "In Lille ist das Wetter nur im Sommer so, und der geht vom 13 bis zum 15 August". Seine Gruppe hatte einen Fragebogen dabei. Für jede richtige Antwort spendet deren Unternehmen Geld an die Tzunami-Opfer in Südostasien. Die fand ich besonders toll. Einen Bambalouni habe ich mir am Vormittag in Sidi Bou Said und dann noch einen am Nachmittag in La Marsa. Das ist eine Art Teiggebäck ähnlich dem Schmalzkuchen, aber viel leckerer, deren Name aus Italien stammt(habe vergessen wie der ursprüngliche Name heißt). In la Marsa war ich kurz nach Sonnenuntergang am Stand, und das Meer war ruhig und die Wellen rauschten so schön. Tunesien ist nach wie vor eine Baustelle, und das wird immer so bleiben. Es tragen mehr Leute Koptücher als früher, was unter anderem auf den 11. September zurückzuführen ist. Auch in meiner Familie tragen mehr Frauen Kopftücher, was aber auch mit dem fortschreitenden Alter nichts ungewöhnliches ist. Mal sehen wie lange der Trend anhält, denn das kann sich schlagartig ändern. Witzig fand ich die Moschee in der Cité Ennasr, wo die Hochhäuser am Strßenrand wie Pilze wachsen mit einem Salon de Thé je Gebäude. Der Muezzin ruft am frühen morgen nicht zum Gebet, damit die Anwohner nicht gestört werden. Das ist ein Novum in Tunesien. So wie es aussieht sinkt der Wert der Religion mit wachsendem Wohlstand. Das Minarett erinnert eher an einer Miniatur-Ausgabe des Berliner Fernsehturms mit seiner Leuchtenden Kugel. In Sfax, meiner Heimatstadt hat sich kaum was geändert, ausser dass die Hochhäuser weiter dichtgedrängelt wachsen, Grün wächst hier eh nicht ;-)
Die Sfaxier sind immer noch dieselben Menschen die sie es immer waren, um 2 Uhr morgen war kein Auto kilometerlang anzutreffen: die Sfaxier schlafen nachts, fast alle ausnahmslos. Ein 24 Stunden Service ist hier nicht unbedingt notwendig. in vielerlei Hinsichten ist Sfax ein Dorf verglichen mit Tunis, der einzigen Großstadt Tunesien mit Großstadt Flair. Sfax bleibt ein Dorf trotz ihrer über 500.000 Einwohnern. Dann musste ich Tunesien wieder mal verlassen, obwohl ich gerne länger geblieben wäre :-((
Bis bald Tunesien, hoffe ich!