Donnerstag, Januar 27, 2005
Deutsche Handballer in Tunesien
Die deutschen Handballer Florian Kehrmann, Frank von Behren, Oleg Velyky, Johannes Bitter und Christian Zeitz sowie Trainer Heiner Brand, von links nach rechts, sitzen am Dienstag, 25. Januar 2005, fuer die Fotografen vor dem Mannschaftshotel (Melia Ksar El Mouradi) in Sousse, Tunesien, in einem so genannten tuc-tuc.
Der deutschen Handball-Torwart Johannes Bitter, links, scherzt mit einem Kissen neben dem Handballer Torsten Jansen am Dienstag, 25. Januar 2005, in einem Cafe in Sousse, Tunesien.
Ein Deutscher Fan während des Spiel gegen Qatar am 26.01.05 in der Salle Olympique de Sousse.
Man sieht deutlich, was sich die Europäer im allgemeinen unter Tunesien vorstellen, und zwar Orient pur, mit allen klischees, wie Kamele, Sultane, Harems usw., das Bild was man seit Jahrhunderten im Westen fast unverändert hat von einer orientalischen Märchenwelt. Der Fan hat wohl vor dem Spiel bereits ein passendes Accesoire bei einem der vielen Touri-Läden in Sousse geholt.
Wegen einem unerwarteten Wintereinbruch soll es in der Halle von Sousse gestern "arschkalt" gewesen sein. Die Deutschen haben sich beschwert und verlangen das Aufstellen von Heizlüftern. Ob deren Beschwerde erhört wird, wisse man nicht.
Trowart Johannes Bitter schimpft:«Das kann doch nicht sein, hier holt man sich ja den Tod. Die sollen mal Heizradiatoren aufstellen».
Trainer Brand sagt:«Es war sehr kalt. Die Verletzungsgefahr und die Gefahr, sich zu erkälten, sind groß. Da sind die Tunesier wohl vor Probleme gestellt worden, mit denen sie nicht gerechnet haben».
«Solche Temperaturen habe ich noch nicht erlebt bei einem Handballspiel. Das ist unverantwortlich», wetterte Mannschaftsarzt Dr. Berthold Hallmaier, der die Spieler mit Vitaminkonzentraten und heißem Tee versorgte.
Delegationsleiter Horst Bredemeier, der auf der Tribüne saß, fand
es «überall arschkalt» und versuchte durch Intervention beim
Handball-Weltverband IHF für Abhilfe zu sorgen. «Wir haben bei IHF-
Vizepräsident Staffan Holmquist angeregt, dass die hier Heizlüfter
hinstellen. Ob das umgesetzt wird, weiß ich nicht», sagte der DHB-
Vizepräsident.
Nicht gerade die besten Kritiken für das Organisationskomitee. Die Kroaten sollen auch eine Training-Einheit abgesagt wegen zu kalter Halle. Die Franzosen haben auch keine besseren Karten gehabt.
Montag, Januar 24, 2005
MMS in Tunesien eingeführt
Der GPRS Zeitalter in Tunesien hat endlich eingebrochen! Jetzt können Kunden von Tunicell gegen eine Gebühr von 5 Dinars/Monat den MMS Service nutzen. Eine MMS bis 100 KB kostet 500 Millimes. Unklar ist, wie gut die GPRS Netzabdeckung ist, und wann die Kunden der Roaming-Partner diese Technologie verwenden können. Bisher wird auch nur der MMS Service angeboten.
mehr Infos unter Tunisie Telécom
Handball WM in Tunesien
Die Handball WM in Tunesien ist gestern gestartet. Die Eröffnungszeremonie wurde hier im deutschen Fernsehen nirgendwo gezeigt. ZDF und DSF zeigen abwechselnd ausgewählte Spiele, hauptsächlich die der deutschen Mannschaft.
Die deutschen können es sowieso nicht unkommentiert lassen, dass die WM eigentlich in Deutschland hätte stattfinden sollen, und dass Tunesien nur durch Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe zum Zuge kam. Hier ein paar Kommentare (ZDF):
Ungeliebte WM
Insofern hat es Heiner Brand gut. Er kann sich's durchaus leisten, eine Weltmeisterschaft rein ergebnistechnisch sausen zu lassen. WM 2005 in Tunesien? Die wollte doch sowieso keiner.
Jeder, dem etwas am Handball liegt, hätte das Turnier am liebsten in Deutschland gesehen. Inwieweit die afrikanische Lobby um den IHF-Präsidenten Hassan Moustafa aus Ägypten ihre Finger bei der Vergabe im Spiel hatte, ist ebenso unbestätigt wie das Gerücht, dass seinerzeit denjenigen Delegierten, die für Tunesien stimmten, der Erhalt eines Laptops versprochen wurde.
Eigenartiges Missverhältnis
Überhaupt beschreitet der Weltverband einen eigenartigen Weg. Die Europäer bestimmen weltweit das Spielgeschehen, haben aber auf Funktionärsebene quasi nichts zu melden. Von den 18 Mitgliedern des IHF-Councils kommen lediglich sieben aus Europa. Aufbauhilfe schön und gut, doch eine Übermacht der Ahnungslosen lässt den Ball in die falsche Richtung fliegen.
Sei's, wie's ist: Schwarzer, Zerbe, Kretzschmar und Petersen hätten nach dem glorreichen Jahr 2004 sicher noch ein Jahr drangehängt - so denn die Wahl der WM 2005 auf Deutschland gefallen wäre. Baur, Fritz, Stephan und Ramota hätten sicherlich nicht kurz vor einer Weltmeisterschaft Verletzungsprophylaxe betrieben - so denn die WM in Deutschland wäre.
Hier noch ein Artikel vom Hamburger Abendblatt:
Ein bißchen Staub darf sein
Sousse - "Un, deux, trois" - der Lautsprecher funktioniert. Das ist beruhigend, schließlich soll hier, in der Salle olympique von Sousse, in wenigen Stunden das erste Vorrundenspiel der Gruppe D zwischen Deutschland und Ägypten angepfiffen werden. Und um sich das vorzustellen, bedarf es an diesem Sonntagmorgen noch einiger Phantasie.
Man muß sich zum Beispiel den Bauschutt auf der staubigen Spielfläche wegdenken, über den die deutsche Mannschaft beim Training tags zuvor gestolpert war. Für die Helfer in der Halle ist das kein Anlaß zur Hektik. Es wird gehämmert und gebohrt, getackert und gewischt - aber stets mit Bedacht. Zur Not würden sicher auch die vielen Polizisten mit anpacken. Sie sorgen rund um die Halle für Ordnung, obwohl es eigentlich nichts zu ordnen gibt, und bedeuten einem gestenreich, man möge links abbiegen, wenn man gerade links abbiegt.
Für die Tunesier, das lassen schon die Willkommensplakate am Flughafen Tunis-Carthage ahnen, ist diese Handball-Weltmeisterschaft eine nationale Angelegenheit. "Daß wir dieses Turnier ausrichten dürfen, spricht für den Rang, den unser Land im Konzert der Nationen eingenommen hat", sagt Tunesiens Alt-Internationaler Moncef Oueslati.
Abdallah Kaabi, Sportminister und Chef des Organisationskomitees, versicherte Weltverbandspräsident Hassan Mustapha bei dessen Besuch Anfang Oktober das "besondere Interesse" von Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali. Der General, der sich vom Wahlvolk nach 17jähriger Regentschaft kürzlich eine vierte Amtszeit genehmigen ließ, gedenke die WM-Spiele aufmerksam zu verfolgen.
Der Staatschef persönlich war es auch, der das Herzstück dieser Weltmeisterschaft in Auftrag gab. In nur 16 Monaten entstand in Rades nahe Tunis die "Salle omnisport 7 novembre", eine 12 000-Zuschauer-Arena, in der Tunesien seine fünf Vorrundenspiele bestreitet. "Ein echtes Meisterwerk, das die Handballer aus aller Welt begeistern wird", schwärmt Mustapha. Die deutsche Mannschaft würde "die neue Perle des Mittelmeers", wie sie die Bauherrn stolz bezeichnen, sicher gern von innen sehen. Am übernächsten Wochenende finden dort Halbfinale und Finale statt . . . leo
Mich nerven solche Kommentare manchmal, auch wenn die oft der Realität entsprechen. Manche Journalisten können es auch nicht sein lassen, das Land unbedingt schlecht zu reden, und über seine Politik zu lästern. Ein paar positive Berichte hätten auch nicht geschadet. Die Eröffnungszeremonie wurde z.B. nirgends erwähnt. Irgendwie traurig!
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