Montag, Januar 24, 2005

Handball WM in Tunesien


Die Handball WM in Tunesien ist gestern gestartet. Die Eröffnungszeremonie wurde hier im deutschen Fernsehen nirgendwo gezeigt. ZDF und DSF zeigen abwechselnd ausgewählte Spiele, hauptsächlich die der deutschen Mannschaft.
Die deutschen können es sowieso nicht unkommentiert lassen, dass die WM eigentlich in Deutschland hätte stattfinden sollen, und dass Tunesien nur durch Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe zum Zuge kam. Hier ein paar Kommentare (ZDF):
Ungeliebte WM
Insofern hat es Heiner Brand gut. Er kann sich's durchaus leisten, eine Weltmeisterschaft rein ergebnistechnisch sausen zu lassen. WM 2005 in Tunesien? Die wollte doch sowieso keiner.

Jeder, dem etwas am Handball liegt, hätte das Turnier am liebsten in Deutschland gesehen. Inwieweit die afrikanische Lobby um den IHF-Präsidenten Hassan Moustafa aus Ägypten ihre Finger bei der Vergabe im Spiel hatte, ist ebenso unbestätigt wie das Gerücht, dass seinerzeit denjenigen Delegierten, die für Tunesien stimmten, der Erhalt eines Laptops versprochen wurde.

Eigenartiges Missverhältnis
Überhaupt beschreitet der Weltverband einen eigenartigen Weg. Die Europäer bestimmen weltweit das Spielgeschehen, haben aber auf Funktionärsebene quasi nichts zu melden. Von den 18 Mitgliedern des IHF-Councils kommen lediglich sieben aus Europa. Aufbauhilfe schön und gut, doch eine Übermacht der Ahnungslosen lässt den Ball in die falsche Richtung fliegen.


Sei's, wie's ist: Schwarzer, Zerbe, Kretzschmar und Petersen hätten nach dem glorreichen Jahr 2004 sicher noch ein Jahr drangehängt - so denn die Wahl der WM 2005 auf Deutschland gefallen wäre. Baur, Fritz, Stephan und Ramota hätten sicherlich nicht kurz vor einer Weltmeisterschaft Verletzungsprophylaxe betrieben - so denn die WM in Deutschland wäre.


Hier noch ein Artikel vom Hamburger Abendblatt:
Ein bißchen Staub darf sein

Sousse - "Un, deux, trois" - der Lautsprecher funktioniert. Das ist beruhigend, schließlich soll hier, in der Salle olympique von Sousse, in wenigen Stunden das erste Vorrundenspiel der Gruppe D zwischen Deutschland und Ägypten angepfiffen werden. Und um sich das vorzustellen, bedarf es an diesem Sonntagmorgen noch einiger Phantasie.

Man muß sich zum Beispiel den Bauschutt auf der staubigen Spielfläche wegdenken, über den die deutsche Mannschaft beim Training tags zuvor gestolpert war. Für die Helfer in der Halle ist das kein Anlaß zur Hektik. Es wird gehämmert und gebohrt, getackert und gewischt - aber stets mit Bedacht. Zur Not würden sicher auch die vielen Polizisten mit anpacken. Sie sorgen rund um die Halle für Ordnung, obwohl es eigentlich nichts zu ordnen gibt, und bedeuten einem gestenreich, man möge links abbiegen, wenn man gerade links abbiegt.

Für die Tunesier, das lassen schon die Willkommensplakate am Flughafen Tunis-Carthage ahnen, ist diese Handball-Weltmeisterschaft eine nationale Angelegenheit. "Daß wir dieses Turnier ausrichten dürfen, spricht für den Rang, den unser Land im Konzert der Nationen eingenommen hat", sagt Tunesiens Alt-Internationaler Moncef Oueslati.

Abdallah Kaabi, Sportminister und Chef des Organisationskomitees, versicherte Weltverbandspräsident Hassan Mustapha bei dessen Besuch Anfang Oktober das "besondere Interesse" von Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali. Der General, der sich vom Wahlvolk nach 17jähriger Regentschaft kürzlich eine vierte Amtszeit genehmigen ließ, gedenke die WM-Spiele aufmerksam zu verfolgen.

Der Staatschef persönlich war es auch, der das Herzstück dieser Weltmeisterschaft in Auftrag gab. In nur 16 Monaten entstand in Rades nahe Tunis die "Salle omnisport 7 novembre", eine 12 000-Zuschauer-Arena, in der Tunesien seine fünf Vorrundenspiele bestreitet. "Ein echtes Meisterwerk, das die Handballer aus aller Welt begeistern wird", schwärmt Mustapha. Die deutsche Mannschaft würde "die neue Perle des Mittelmeers", wie sie die Bauherrn stolz bezeichnen, sicher gern von innen sehen. Am übernächsten Wochenende finden dort Halbfinale und Finale statt . . . leo




Mich nerven solche Kommentare manchmal, auch wenn die oft der Realität entsprechen. Manche Journalisten können es auch nicht sein lassen, das Land unbedingt schlecht zu reden, und über seine Politik zu lästern. Ein paar positive Berichte hätten auch nicht geschadet. Die Eröffnungszeremonie wurde z.B. nirgends erwähnt. Irgendwie traurig!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde es auch traurig, dass die Berichterstattung mit einem fiesen Unteron stattfindet. Es ist feindlich sich so zu äussern. Das regt mich extrem auf. Das gibt dir manchmal zu denken. Sind Sie alle so tolerant wie Sie nach aussen scheinen!!??
Ich fand die Handball WM war wirklich gelungene Veranstaltung, sportlich und organisatorisch!!
Tounis ti3sh!

PS: Für deutsche Handballspieler in Tunesien: Wenn ihr kalte Finger habt zieht doch einfach Wollhandschuhe an : )